Sonntag, 11. April 2021

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11.04.2021
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Andacht zum Sonntag Quasimodogeniti.
Viele Geschichten - verwoben in einer Geschichte in der Bibel.


Audioversion der Andacht:
Guten Morgen aus unserer Fränkisch-Crumbacher Kirche am Sonntag nach dem Osterfest. Dass er auch der "Weiße Sonntag" heißt, kommt aus alten Zeiten, als die in der Osternacht neu Getauften in ihrem weißen Taufkleid ihrer Taufe erinnerten.

Zu diesem Sonntag gehört der Psalm 116.
In moderner Sprache könnte man ihn so sprechen:
Ich liebe Gott. Als ich ihn brauchte, war er da.
Er hat tatsächlich auf mich geachtet, das werde ich mein Leben lang nicht vergessen.
Denn ich war wirklich am Ende. Mir blieb nur noch ein Gedanke:
Vielleicht hilft beten. Und das habe ich getan, einfach gebetet:
Herr, hilf mir!

Ja, so ist Gott.
Er sorgt sich um dich. Er kümmert sich um dich.
Du brauchst kein Vorwissen oder so etwas,
damit er sich um dich kümmert. Bete einfach: Herr, hilf mir!
und er wird sich melden, in irgendeiner Weise.

Also beruhige dich wieder, Mensch,
den die Rätsel der Welt so aufregen. Am Ende zählt doch nur,
was wirklich für dich getan wurde, oder?
Du brauchst keine Angst mehr vor dem Tod zu haben.
Deine Fehler werden nicht über deine Lebensbilanz entscheiden.
Es wartet auf dich das Land des Lebens,
Gott hat es extra für dich geschaffen.
Gelobt sei sein Name!

Joh 21
1Später zeigte sich Jesus seinen Jüngern noch einmal.
Das war am See von Tiberias und geschah so:
2Es waren dort beieinander: Simon Petrus, Thomas, der Didymus genannt wird,
Natanael aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei weitere Jünger.
3Simon Petrus sagte zu den anderen: »Ich gehe fischen!«
Sie antworteten: »Wir kommen mit.«
Sie gingen zum See und stiegen ins Boot.
Aber in jener Nacht fingen sie nichts. 4Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer.
Die Jünger wussten aber nicht, dass es Jesus war.
5Jesus fragte sie: »Meine Kinder, habt ihr nicht etwas Fisch zu essen?«
Sie antworteten: »Nein!«
6Da sagte er zu ihnen: »Werft das Netz an der rechten Bootsseite aus. Dann werdet ihr etwas fangen!«
Sie warfen das Netz aus. Aber dann konnten sie es nicht wieder einholen, so voll war es mit Fischen.
7Der Jünger, den Jesus besonders liebte, sagte zu Petrus: »Es ist der Herr!«
Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr war, zog er sich seinen Mantel über und band ihn hoch.
Er war nämlich nackt. Dann warf er sich ins Wasser.
8Die anderen Jünger folgten im Boot und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her.
Sie waren nicht mehr weit vom Ufer entfernt, nur etwa 100 Meter.
9Als sie an Land kamen, sahen sie dort ein Kohlenfeuer brennen.
Darauf brieten Fische, und Brot lag dabei.
10Jesus sagte zu ihnen: »Bringt ein paar von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt.«
11Da stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land.
Es war voll mit großen Fischen - genau 153 Stück. Und das Netz zerriss nicht, obwohl es so viele waren.
12Da sagte Jesus zu ihnen: »Kommt und esst!« Keiner der Jünger wagte es, ihn zu fragen: »Wer bist du?«
Sie wussten doch, dass es der Herr war.
13Jesus trat zu ihnen, nahm das Brot und gab ihnen davon.
Genauso machte er es mit dem Fisch. 14Das war schon das dritte Mal,
dass Jesus sich den Jüngern zeigte, nachdem er von den Toten auferstanden war.

Irgendwie ist diese Geschichte ganz durcheinander und nicht gerade logisch.
Da fahren die Jünger hinaus zum Fischen und Jesus ist am Ufer, aber spricht mit ihnen, als stünden sie direkt neben ihm.
Da erkennt Petrus Jesus und schwimmt zu ihm, nachdem er sich - zum Schwimmen! - erst etwas angezogen hat, weil er auf dem Schiff nackt ist. Und dann kommen alle am Ufer an, bringen den Fisch, nach dem Jesus gefragt hat, aber das Feuer brennt schon - und Fisch und Brot sind schon fertig.
Lauter Wendungen, die nicht zusammenpassen.
Vermutlich sind da drei Geschichten zusammengeflossen,
drei Geschichten, die man sich erzählt hat, wie der auferstandene Jesus seinen Jüngern begegnet ist:
Einmal eine Erzählung wie der Auferstandene seine Jünger zum Fischen schickt,
und am Ende sind die Netze voll.
Dann eine Erzählung, wie Petrus Jesus am See sieht und zu ihm schwimmt. Und dann eine Erzählung, wie Jesus am Ufer seinen Jüngern begegnet und sie mit Brot und Fisch speist.
Alle drei waren vermutlich damals im Umlauf und wurden weitererzählt.
Alle drei spielten am selben Ort, am See Tiberias - ein anderer Name für den See Genezareth.
Und darum wurde daraus im Laufe der Zeit eine Erzählung.
Dass es dabei Ungereimtheiten gab, nahm man in Kauf.

Mehrere Geschichten, die sich an einem Ort ereignen.
Ich kenne das. Mein Leben ist oft genauso.
Alles passiert an einem Ort - da, wo mein Leben sich eben abspielt.
Aber manchmal ist es, als liefen da unterschiedliche Erzählstränge ab.
Da bin ich - nebeneinander und gleichzeitig -
Pfarrer, Ehemann, Vater, Musiker und Freund, und noch viel mehr.
Jemand anderes ist zugleich Lehrerin, Großmutter und Gartenliebhaberin.
Ein anderer ist Ehemann und bibelinteressiert und Firmenchef.
Jemand anderes ist beruflich erfolgreich und unglücklich verliebt.
Und alles spielt sich gleichzeitig ab, an einem Ort, in einem Leben.
Man kann es gar nicht richtig trennen.
Aber zugleich kann man unterschiedliche Geschichten erzählen -
je nachdem, wo man den Schwerpunkt legt.
Auch die gleiche Geschichte verändert sich, wenn ein anderer sie erzählt
Manchmal fließt es ineinander und manchmal eben nicht.
Und so ist es oft.

Leben ist nie nur die eine Geschichte.
Leben, das sind unzählige Geschichten,
die sich berühren oder auch nicht.
Diese Bibelerzählung ist ein bisschen wie das Leben.
Nicht ganz logisch, nicht ganz klar.
Also schauen wir uns sie noch einmal an.

Die erste Geschichte:
Die Jünger sind fischen, die Netze sind leer;
aber nachdem Jesus ihnen sagt, wo sie genau fischen sollen,
sind die Netze übervoll.
Moment, das kommt mir doch bekannt vor!
Ich rackere mich ab, tue was ich kann - umsonst!
Aber dann zeigt mir jemand, an welcher Stelle ich ansetzen muss,
und die Geschichte wendet sich.
So, wie der lebende Jesus das oft tat, tut es jetzt auch der Auferstandene.
Das ist die erste Geschichte.

Die zweite Geschichte ist diese:
Der nackte Petrus im Boot.
Er sieht Jesus am Ufer, wirft sich ein Gewand über und schwimmt hin.
Er macht sich dadurch das Schwimmen schwerer.
Ach ja, denke ich, so wie ich.
Ich mache mir das Leben so oft schwerer als notwendig!
Petrus weiß, was zu tun ist.
Er hat ein klares Ziel vor Augen.
Genau das, was mir manchmal fehlt.
Wissen, wo ich hin muss.
Ich brauche kein Wunder.
Ich brauche dich, Jesus.
Das ist die zweite Geschichte.

Und dann die dritte Geschichte.
Da kommen die Jünger ans Ufer
und dort brennt schon ein Feuer.
Fisch und Brot. Und Jesus.
Kommt und esst!
Fisch und Brot.
Es ist schon alles da, alles fertig.
Kommt, sehet und schmecket! Es ist alles bereit.
Auch das kenne ich.
Manchmal ist schon alles bereit.
Ich muss es nur annehmen.
Es sehen und hingehen und es schmecken.
Jesus lädt mich ein zum Leben.

Drei Geschichten, die verbunden sind in einer.
Die durcheinanderlaufen, ineinanderfließen, sich ergänzen.
So ist das Leben ja auch manchmal.
Nicht ganz logisch, wann versteht nicht gleich, warum und wieso einem etwas widerfährt, man weiß nicht so recht weiter.
Aber auch so ist das Leben manchmal:
Die Knoten lösen sich, es wird ein Sinn erkennbar, wo vorher nur Verwirrung war. Und am Ende sehe: Es musste genau so sein und nicht anders.
Und ich weiß: Da ist einer, der mein Leben an sein Ziel bringt.
Und dann kann ich sagen:
Er ist nicht tot. Er ist wahrhaftig auferstanden. Er lebt.
Amen.

Trotz allem, Gott, bin ich aufgehoben in dir -
. Meine Dunkelheiten in Deinem Licht;
. Meine Lebensangst in Deiner Auferstehung;
. Meine Schuld in Deiner Vergebung;
. Meine Schwächen in Deiner Kraft;
. Meine Zweifel in Deiner Wahrheit;
. Mein Kleinmut in Deiner Liebe;
. Mein Menschsein in Deiner Herrlichkeit.
Ja, Gott, ich bin aufgehoben in Dir.
Amen

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name
Dein Reich komme
Dein Wille geschehe
Wie im Himmel
So auf Erden
Unser tägliches Brot gib uns heute
Und vergib uns unsere Schuld
Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern
Und führe uns nicht in Versuchung
Sondern erlöse uns von dem Bösen
Denn dein ist das Reich
Und die Kraft
Und die Herrlichkeit
In Ewigkeit
Amen.

Gott sende seine Engel, dass sie dich geleiten,
seine Liebe umhülle dich Tag für Tag,
Gott sende seine Engel, dass sie dich vor dem Dunkel behüten,
er schließe dich fest in seine Arme.

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