Sonntag, 18.04.20128

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18.04.2021
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Eine Andacht zum Hirtensonntag aus passender Umgebung.


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Zwei Wochen nach Ostern sind wir versammelt. An unterschiedlichen Orten. Zur gleichen Zeit.
Was uns verbindet: Unser Glauben. In Gottes Namen sind wir zusammen:
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.

Hirtensonntag nennt man diesen Sonntag auch.
Christus spricht: Ich bin der gute Hirte.

Der wohl bekannteste Psalm gehört zu diesem Sonntag:

Psalm 23.

Ich kenne dich sagt Gott - ich kenne dich

Da ist einer der mich kennt
noch nicht mal ich kenne mich manchmal so richtig
einer weiß von mir - ich bin nicht vergessen es kann kommen was will
ich bin im Hause immerdar für immer erkannt mit Augen voll Güte

Das ist der Balsam der uns zusammen hält
Amen

Die Hirten Israels
Es ist zum Verzweifeln: Die Menschen ändern sich nie.
2600 Jahre ist es her, dass der Prophet Ezechiel lebte.
In der Verbannung, in der Stadt Babylon.
Ezechiel hat die Hoffnung aufgegeben, dass die Hirten Israels, die Könige, die Minister, die reichen und mächtigen Familien es noch einmal rumreißen würden. Sie haben versagt. Sie haben sie alle ins Elend geführt, in die Verbannung, haben taktiert mit den falschen Mächten, Gefahren falsch eingeschätzt und ihre Armen ausgelaugt.
Ezechiel ist fertig mit ihnen.
Ein schlimmer Tag war das, als die Babylonier den Tempel zerstörten und sie fortgeschleppt wurden aus der Heiligen Stadt Jerusalem in das ferne Land. Das brannte und riss im Herzen. Jetzt, nach Jahren im Exil, reißt nichts mehr. Grau fühlt es sich an. Da sitzt er nun, am Ufer des Flusses von Babylon.
Er, der Prophet, hatte mit großer Kraft angeredet gegen den drohenden Untergang, für sein Volk, für Gerechtigkeit. Gewarnt, gemahnt, gestritten.
Jetzt findet er keine Worte mehr.
Aber Gott spricht.
Gott findet Worte und legt sie Ezechiel ins Herz, bläst das alte Feuer wieder an in ihm. Ezechiel spürt: Nein, sie sind hier nicht alleine, nein, es ist nicht alles aus.
Gott hat den Hirtenstab wieder in die Hand genommen. Etwas Neues beginnt. Gott lässt Hoffnung hineinwehen in den ausweglosen Alltag, Hoffnung auf Rückkehr, vor allem Hoffnung darauf, dass sie gesehen werden, die Verlorenen und Schwachen.
Und so hebt Ezechiel seine Stimme und lässt Gottes Wort heraus, zu den anderen, die da mit ihm sitzen, am Fluss, der so gleichgültig fließt und fließt, als gebe es kein Ende dieser Zeit.
Du Menschenkind, weissage gegen die Hirten Israels, weissage und sprich zu ihnen: So spricht Gott der HERR:
Wehe den Hirten Israels, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden? Aber ihr esst das Fett und kleidet euch mit der Wolle und schlachtet das Gemästete, aber die Schafe wollt ihr nicht weiden.
4 Das Schwache stärkt ihr nicht und das Kranke heilt ihr nicht, das Verwundete verbindet ihr nicht, das Verirrte holt ihr nicht zurück und das Verlorene sucht ihr nicht. (...)
10 Darum, ihr Hirten, hört des HERRN Wort: Siehe, ich will an die Hirten und will meine Herde von ihren Händen fordern; ich will ein Ende damit machen, dass sie Hirten sind, und sie sollen sich nicht mehr selbst weiden. Ich will meine Schafe erretten aus ihrem Rachen, dass sie sie nicht mehr fressen sollen.
Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen.
12 Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut waren zur Zeit, als es trüb und finster war.
13 Ich will sie aus allen Völkern herausführen und aus allen Ländern sammeln und will sie in ihr Land bringen und will sie weiden auf den Bergen Israels, in den Tälern und an allen Plätzen des Landes.
14 Ich will sie auf die beste Weide führen, und auf den hohen Bergen in Israel sollen ihre Auen sein; da werden sie auf guten Auen lagern und fette Weide haben auf den Bergen Israels.
15 Ich selbst will meine Schafe weiden, und ich will sie lagern lassen, spricht Gott, der HERR.
16 Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken und, was fett und stark ist, vernichten; ich will sie weiden, und für Recht sorgen.
31 Ja, ihr sollt meine Herde sein, die Herde meiner Weide, und ich will euer Gott sein, spricht Gott der HERR. (Ez 34)

Wir und unsere Hirten
Unsere Hirten haben es nicht leicht und wir nicht mit ihnen. Vorwürfe, dass sie nicht richtig führen durch diese schwierige Zeit, werden laut. Überall. Vorwürfe, dass sie zu viel führen ebenfalls.
Wie Ezechiel merke ich vor allem Eines:
Ich werde müde. Fühle mich ausgeliefert dem Gang der Ereignisse und einem munter weiterhüpfenden Virus, dem ich nicht ausweichen kann, nicht im Wartezimmer, nicht auf der Straße, nicht beim Einkaufen und genauso können es die nicht, die mit mir sind und um die ich mich sorge.
Manchmal frage ich mich: Wie soll das weitergehen? Was können wir nur tun?
Vielleicht uns immer wieder öffnen für Gottes Stimme, der Stimme unseres Hirten, die uns sagt über die Zeiten hinweg:
Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken.
Ein Trost ist das, Balsam für mein Herz: Gott bleibt uns nahe. Und nein, es ist nicht alles grau und trist, nicht alle Wege sind versperrt.
Ich kann sehen und hören, handeln und reden, ich bin viel freier zu handeln, als ich manchmal denke, kann aus der Liebe heraus, die Gott mir schenkt für andere da sein.
Ich kann das nicht einfach den offiziellen Hirten heute überlassen, von uns gewählt, von uns hin und hergerissen. Sie schaffen es nicht.
Aber ich sehe ich auch:
Ich bin genauso gefragt, ich bin gemeint. Jeder einzelne von uns ist das.
Angst ist berechtigt, aber Mut und Klarheit sind auch dringend nötig:
Klare Entscheidungen wünschen und respektieren, Rücksicht nehmen auf die Gesundheit von uns allen und uns gegenseitig helfen, gerade denen, denen in der Pandemie droht alles verloren zu gehen.
Es gibt vielleicht keinen wirklich guten Weg. Aber Lügen, Hass, Verwirrung stiften, das ist ganz sicher der falsche Weg.
Was richtig ist? Auf Gott hören, das ist gut. Und mit ihm leben und handeln:
Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen. Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken.
Gott mit uns! Amen.

Gutes und Barmherzigkeit werden uns folgen unser Leben lang,
und wir werden bleiben im Hause des Herrn immerdar.
In dieser Gewissheit segne uns Gott!

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