Sonntag, 25. April 2021

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24.04.2021

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Sonntag Jubilate
Heute loben wir Gott mit dem Dudelsack, gespielt von Burkhard Horn



Zum Text der Lesung
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Diese Vorlage kann man wieder als Bild herunterladen, ausdrucken und ausmalen.

Schon zum zweiten Mal eine Videoandacht am Sonntag Jubilate.
Der Kirchenvorstand hat beschlossen, dass wir zu Pfingsten einen Gottesdienst feiern - live und mit echten Menschen, die man sehen und hören kann. Wie und wo auch immer das bis dahin möglich sein wird.
Aber jetzt sind wir hier und da. An unterschiedlichen Orten, zu verschiedenen Zeiten, Mit unseren unterschiedlichen Gefühlen. So, wie wir jetzt eben sind.
Und Gott ist da. Hier und dort. Jetzt und dann. Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und in Ewigkeit. Amen.
Der Sonntag Jubilate ist heute und im Psalm werden alle Instrumente aufgezählt, die vor 2einhalbtausend Jahren am Tempel in Jerusalem gespielt wurden:
Lobet ihn mit Posaunen,
lobet ihn mit Psalter und Harfen!
Lobet ihn mit Pauken und Reigen,
lobet ihn mit Saiten und Pfeifen!
Lobet ihn mit hellen Zimbeln,
lobet ihn mit klingenden Zimbeln!
Alles, was Odem hat, lobe den Herrn! Halleluja!

Heute loben wir Gott mit dem Dudelsack, einer Schäferpfeife, gespielt von
Burkhard Horn und aufgezeichnet von Bernd Sykora.

Und wir hören heute keine Erfolgsgeschichte, sondern wirklich eine Misserfolgsgeschichte. Wir berichten ja gerne von unseren Erfolgen. In Vereinen und Institutionen wird gerne in den Jahresberichten betont, was man alles geschafft hat. Wir erzählen unseren Freunden und Bekannten vielleicht, was wir nicht geschafft haben, aber öffentlich werden soll es nicht. Es ist doch ein bisschen peinlich, wenn man einen Misserfolg hat. Die Sieger werden gefeiert, nicht die Verlierer. Dabei weiß doch jeder, dass man aus Fehlern lernt und nicht aus dem, was man konnte.
Die Geschichte heute spielt von fast 2000 Jahren in Athen. Athen war damals schon nicht mehr die mächtige Großstadt, die in der Weltgeschichte mitspielte. Aber natürlich standen noch die großartigen Tempel, hoch über der Stadt und viele kleine Tempel und Altäre in der Stadt verteilt. Der Apostel Paulus hat schon einige Gemeinden gegründet und sucht jetzt einen Weg, die Herzen der Athener zu erreichen.
Er stellt sich auf einen Platz und redet:
Apg. 17,22 "Ihr Bürger von Athen! Nach allem, was ich sehe, seid ihr sehr fromme Leute. 23 Ich bin durch die Stadt gegangen und habe mir eure heiligen Stätten angeschaut. Dabei habe ich auch einen Altar gefunden, auf dem stand: >Für einen unbekannten Gott<. Das, was ihr da verehrt, ohne es zu kennen, das verkünde ich euch.
24 Es ist der Gott, der die Welt geschaffen hat und alles, was in ihr ist. Er ist der Herr über Himmel und Erde. Er wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhand errichtet wurden. 25 Er ist auch nicht darauf angewiesen, von Menschen versorgt zu werden. Er ist es doch, der uns allen das Leben, den Atem und alles andere schenkt. 26 Er hat aus einem einzigen Menschen die ganze Menschheit hervorgehen lassen, damit sie die Erde bewohnt. Für jedes Volk hat er festgesetzt, wie lange es bestehen und in welchen Grenzen es leben soll. 27 Er wollte, dass die Menschen nach ihm suchen - ob sie ihn vielleicht spüren oder entdecken können. Denn keinem von uns ist er fern. 28 Durch ihn leben wir doch, bewegen wir uns und haben wir unser Dasein."

Paulus sollte mit seiner Ansprache keinen Erfolg. Die gebildeten Männer Athens lachten ihn aus und ließen ihn stehen. Gerade darum übrigens glaube ich, dass sich die Geschichte genauso abgespielt hat. Wer denkt sich schon einen Erfolg aus.

Die großen Erfolge zählen, die kleinen Erfolge nimmt man hin und die Misserfolge... Der Jubel, um den es heute geht, ist anders. Er schließt Menschen ein, die sich zwanglos über etwas freuen können, auch wenn es auf den ersten Blick ,nichts bringt', wie man das so nennt. Er ruft uns aber auch zur Aufmerksamkeit für die kleinen Ereignisse, die vielleicht gar nicht so klein sind. Und ganz, ganz vorsichtig sucht er die zu umfangen, die in Misserfolge verstrickt sind. Er beschönigt nichts. Er geht nicht über den Schmerz hinweg. Und doch lockt er, weil Gott nicht fern ist.
Und entstehen tut er aus einem vorsichtigen "Vielleicht". Vielleicht ist mein Scheitern nicht nur ein Scheitern. Vielleicht wächst etwas daraus, das ich heute noch nicht absehen kann. Vielleicht werde ich für andere zu einer Quelle des Trostes. Vielleicht kann ich mit anderen gemeinsam etwas an den Ursachen meiner Misserfolge ändern. Vielleicht entdecke ich Kräfte und Fähigkeiten in mir, von denen ich noch nie etwas geahnt habe.
Vielleicht - warum auch nicht. Denn es ist doch so: Gott ist niemandem von uns fern. In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir. Auch wenn Paulus mit diesem Satz nicht erreicht hat, was er wollte und wenn er, oberflächlich gesehen, seine Hörer damit nicht erreicht hat: Paulus hätte es sicher nicht träumen lassen, welche Kraft seine Sätze heute noch für uns haben. Denn er hat damit nicht weniger getan, als den Menschen eine neue, bis dahin unerhörte Gottesbeziehung zu eröffnen. Schluss mit den Göttern, die in einem fernen Himmel ein Eigenleben führen, launisch und allzu menschlich, denen der Mensch hilflos ausgeliefert ist. Stattdessen: Wir sind in Gott. Wir leben und wir sterben in Gott. Wir sind geborgen, gehalten und getragen in Gott. In ihm leben, weben und sind wir.

Vielleicht können wir jetzt beten.
Gott bitten, dass er uns hört.

Und wir denken an die, die wir lieben.
Wir brauchen sie doch so sehr.
Und wir denken an die, die wir gar nicht lieben.
Vor welche Aufgabe stellen sie uns?
Wir denken an alle, die erschöpft sind -
vom Arbeiten, vom Liebhaben, vom Es-richtig-Machen.
Wir denken an die Sterbenden. An die Trauernden.
In Krankenhäusern, Lagern, auf dem Meer.
An die, die versuchen, für sie zu sorgen.
Und wir denken an die Liebe, das Leuchten.
Die Herrlichkeit schon jetzt.

Ach, Gott.
Was für eine Sehnsucht in uns.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Und nun, Gott, schenke uns bitte deinen Segen.
In deinem Frieden lass uns leben.
Wir brauchen dich. Amen.


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