Evangelische Kirchengemeinde
Fränkisch-Crumbach

Duo Cassard

Für ein außergewöhnliches Konzerterlebnis sorgten Johannes Mayr und Christoph Pelgen als Duo „Cassard“ mit Instrumentenvielfalt und Gesang
Ein Bericht von Sabine Koch - herzlichen Dank für Text und Bilder!

duo cassardIn mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich war das Konzert des Duos „Cassard“, das die zahlreichen Besucher in der Laurentiuskirche am 27. Januar 2009 mit allen Sinnen genossen. Längst haben Dudelsackklänge in Weltmusik-Veranstaltungen Einzug in hiesige Gotteshäuser gehalten. Dass neben der Sackpfeife auch eine „laute Schalmei“, die Bombarde, mit der majestätischen Orgel bestens harmoniert, sorgte bei vielen Anwesenden für ein überwältigendes „Aha-Erlebnis“.
Jacques Cassard war ein junger bretonischer Kapitän, dessen Freibeutertum durch den Auftraggeber Ludwig XIV geadelt war. Die beiden Multiinstrumentalisten und Sänger Johannes Mayr (Akkordeon, Schlüsselfidel, Orgel) und Christoph Pelgen (Whistles, duo cassardMandoline, Bombarde,Dudelsack) tun es ihm gleich mit ihrem Credo, „gerne gewohnte Pfade zu verlassen und auf Abenteuersuche zu gehen nach neuen musikalischen Welten“. Fündig geworden sind sie in Traditionen aus dem Balkanraum, Schweden, Frankreich und England und spielen nun, was ihnen gefällt und versuchen dabei, „die Instrumente in ein neues musikalisches Umfeld zu transportieren wo man sie vielleicht so eher noch nicht gehört hat.“
In „Bonjour belle Brunette“, einem melancholischen Abschiedslied im gemäßigten 3/4-Takt, spielte Christoph Pelgen zunächst die Melodie auf der silbernen „Low Whistle“ mit dem gedämpften warmen Flötenton, bevor er zur musetteähnlichen Akkordeonbegleitung von Johannes Mayr mit der ihm eigenen Modulation den französischen Text anstimmte. Bei der traurigen Ballade von der untreuen „Dame Lombarde“ hingegen wechselte der Akkordeonist zur Nyckelharpa alias „Schlüsselfidel“, die er als „Bratsche mit Tasten“ definierte, während der Sänger mit Nickelbrille und dem Kreolen im Ohr zum auch als „Schäferpfeife“ bekannten duo cassardDudelsack griff. Ein weiteres Traditional, „Pengobilo“, Namensgeber der aktuellen CD, gefiel mit seinem fröhlich-tänzerischen Charakter und dem Nonsens-Gesangstext; musikalisch in Szene gesetzt wurde es mit Mandoline, Akkordeon und Bombarde. Leuchtende Augen, wippende Füße und sanftes Wiegen der Oberkörper zeigten, dass die Musik im wahrsten Sinne des Wortes bewegte.
Nicht minder ansprechend und berührend waren die Eigenkompositionen der beiden schwarz gekleideten Künstler, die abwechselnd humorvoll und informativ ihre Blas- und Saiteninstrumente sowie die Stücke vorstellten. In seiner „Seerosenhuldigung“ führte Johannes Mayr beschwingt den Bogen über die Saiten seiner Nyckelharpa, und gemeinsam mit der harmonischen Bordununterlegung von Christoph Pelgens Dudelsackpfeifen ließ die zauberhafte Melodie das Öffnen der Blüte auf dem heimischen Gartenteich vor dem inneren Auge entstehen. Die Vertonung des anonymen Textes „Meine Augen sind so müde geworden“ von Christoph Pelgen bestach indes durch filigranes Pizzicato-Zupfen der Schlüsselfidel und der Mandoline; die eigentümliche Melodie und die prägnante Interpretation beeindruckten nachhaltig.
duo cassardBeide Musiker erhielten zum einen Musikunterricht, erarbeiteten sich zum anderen ihre Spielfähigkeit autodidaktisch ; beide haben eine Schreinerlehre absolviert und in unterschiedlichen Besetzungen musiziert. Gemeinsam gaben sie Workshops – und nun treten sie zusammen als Duo „Cassard“ auf und sind in der Szene nicht mehr wegzudenken.
Christoph Pelgen schwärmte nach der Pause von dem Musikerlebnis in der Bretagne, wo es Tradition ist, auf dem landestypischen Instrument, der Bombarde, gemeinsam mit der Orgel im Gottesdienst zu spielen. „Es haut einen um!“ Ebenso empfanden es die Konzertbesucher, die im zweiten Block mittels einer Mischung von Traditionals und Eigenkompositionen in der neuen, besonderen Klangkombination von Orgel und Dudelsack, Bombarde oder Low Whistle, mit geschlossenen Augen schwelgten. Johannes Mayr, der auch eine Ausbildung zum Orgelbauer vorweist, spielte die Königin der Instrumente, und die Kirche füllte sich mit überwältigenden   Tonschöpfungen.
Selbst schottische Märsche und jiddische Lieder zählten zum breit gefächerten Repertoire; die Instrumente seufzten schwermütig und signalisierten gleichsam überschäumende Lebensfreude. Nach kurzweiligen zwei Stunden erhoben sich die Zuschauer und er klatschten sich begeistert ein hinreißendes „Les filles de mon pays“, intoniert von Orgel und Dudelsack – was in einigen Gesichtern zu einem feuchten Glitzern in den Augen führte.
Vielfältige Klänge im besonderen Ambiente machten das ungewöhnlichen Konzerterlebnis aus, in dem sich am Ende gar im Mittelgang kundige Zuhörer zur Gavotte, einem langsamen Paartanz in Reihen, spontan zusammenfanden.



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