Die Kantorei
des Dekanats Reinheim gestaltete maßgeblich den musikalischen
Rahmen und die Liturgie des Gottesdienstes zum Beginn der
Friedensdekade am 9.November 2008.
Ablauf und Predigt von Irmgard Sykora.
Gottesdienst
am 9. November 2008 in Fränkisch-CrumbachOrgelvorspiel Prädikantin: Begrüßung Christus
spricht:
Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich
euch.
Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt.
Euer
Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. Joh 14,27
Mit
diesem Wort aus Joh 14, Vers 27 begrüße ich Sie
herzlich zum Gottesdienst heute am 9. November, dem drittletzten
Sonntag des zu Ende gehenden Kirchenjahres.
Besonders
begrüße ich heute die Sängerinnen und
Sänger der Kantorei des Dekanats Reinheim
unter der
Leitung von Ulrich Kuhn.
Sie werden uns musikalisch
begleiten und auch Teile der Liturgie übernehmen.
Der
9. November ist ein geschichtsträchtiges Datum.
Ich
nenne den 9.11. 1918 als die Monarchie endete und die Weimarer Republik
begann.
Am 9.11. 1923 versuchte Adolf Hitler diese durch einen
Putsch zu beseitigen.
Ich nenne den 9. 11. 1938 als die Gewalt
gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger
sich in grausamen Pogromen Bahn brach, die in dem verharmlosenden
Ausdruck Reichskristallnacht in die Geschichte eingegangen sind.
Ich
nenne den 9.11. 1989, wo die trennende Mauer fiel, die mitten durch
Berlin gebaut war, und wo die Grenzübergänge
innerhalb Deutschlands geöffnet wurden – und das
ohne Gewalt. Frieden brach sich Bahn.
Mit diesem
Sonntag wird an vielen Orten die diesjährige Friedensdekade
eröffnet.
Sie steht unter dem Motto: Frieden
riskieren.
Hier in Fr.-Crumbach wird wieder jeden Abend die
Kirche geöffnet sein zu Stille und Besinnung.
Jeweils
um 19 Uhr ist eine Lesung.
Es werden vielfältige
Aspekte zur Sprache kommen, wo Frieden immer noch nötig ist
und es werden Wege bedacht werden, wie wir selbst dazu beitragen
können.
Lassen Sie uns nun mit einem Lied
beginnen.
Gemeinde: Lied 430 1
– 4 Gib Frieden Herr, gib Frieden
Prädikantin: Votum Wir feiern diesen Gottesdienst
im
Namen Gottes, der Quelle unseres Lebens,
im Namen Jesu
Christi, in ihm ist Gott uns nah
und im Namen des Heiligen
Geistes,
der Kraft, die uns belebt und bewegt.
Amen
Gemeinde AmenPrädikantin:
EingangsspruchWir hören Worte, die dem 37. Psalm
nachempfunden sind.
Sie stammen von Uwe Seidel.
Ihr
werdet den Frieden lieben und
eure Tage werden
ausgefüllt bis zum Rand
mit Begegnungen aller
Menschen und Rassen.
Die Augen des Herrn bewachen
jeden
von euch und seine Ohren hören,
wenn einer von euch
Angst hat.
Besonders die liegen ihm am Herzen,
die
vor Kummer und Gram nicht mehr ein
noch aus wissen.
Ihnen
wischt er die Tränen von den Gesichtern
und
tröstet sie in ihrem Schmerz.
Ihre Augen
können wieder lachen
und ihre Herzen fassen wieder
neuen Mut.
Er behütet sie in allen Ländern.
Nicht
ein Mensch soll an der Umwelt zerbrechen;
denn die
Bösen werden ihre Bosheit begraben
und als die
treuesten Menschen unter uns leben.
Schalom in Dorf und Stadt.
Kantorei: Ehre sei dem Vater (Felix Mendelsohn-Bartoldy)
Prädikantin: Sündenbekenntnis Wir
besinnen uns:
Gott, wir hören deine
Verheißungen,
gerne würden wir mit ganzem
Herzen darauf vertrauen.
Wir sehen aber auch das Elend in
dieser Welt,
die Friedlosigkeit, das Unrecht,
die
Bedrohung durch Gewalt.
Wir bekennen:
Wir
haben uns fast an die Schreckensnachrichten gewöhnt
und
lassen Vieles gar nicht mehr so nah an uns heran.
Wir wissen,
dass Umweltzerstörungen, Armut und Hunger
menschengemacht
sind.
Wir sehen die ungerechte ungleiche Verteilung der
Güter.
Gott, wir fühlen uns
ohnmächtig
und wir schwanken zwischen Glauben und
Zweifeln.
Wir bitten:
Nimm uns unsere
Furcht und gib uns Mut,
gegen unsere Hilflosigkeit und
Teilnahmslosigkeit anzugehen.
Lass uns unsere
Möglichkeiten erkennen
und wo unsere
Kräfte enden, da wirke du.
Wir kommen zu dir uns
rufen:
Herr, erbarme dich
Kantorei: Herr,
erbarme dichPrädikantin:
Gnadenverkündigung Allen Menschen ist zugesagt:
Gott
sagt ja zu den Menschen,
zu denen, die keine Kraft haben,
ihren Weg zu gehen.
Jesus hat es uns neu gezeigt,
Er
will heil und gesund machen
und aufrichten alle, die belastet
sind.
Daran wollen wir uns halten und Gott loben.
Ehre
sei Gott in der Höhe...
Kantorei: Ehre
sei Gott in der Höhe...Lektorin: Der Herr sei mit EuchGemeinde: Und mit Deinem GeisteLektorin: Kollektengebet Das
Gebet der Vereinten Nationen
Unsere Erde ist nur ein
kleines Gestirn im großen Weltall.
Unsere Aufgabe
ist es, daraus einen Planeten zu machen,
dessen
Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden,
nicht
von Hunger und Furcht gequält,
nicht zerrissen in
sinnloser Trennung nach Rasse,
Hautfarbe oder Weltanschauung.
Gib
uns den Mut und die Voraussicht,
schon heute mit diesem Werk
zu beginnen,
auf dass unsere Kinder und Kindeskinder einst mit
Stolz
den Namen „Mensch" tragen.
Gemeinde: AmenLektorin: Das
Evangelium des heutigen Sonntags stellt die Frage:
Wie und
wann kommt das Reich Gottes?
Das Reich Gottes, in dem Frieden
ist zwischen den Menschen und den Völkern,
in dem
gutes Leben für alle möglich ist.
Die
Atwort, die Jesus gibt, ist gleichermaßen klar und
geheimnisvoll.
Ich lese aus dem Lukasevangelium im
17. Kapitel die Verse 20 – 24.
20 Als er
aber von den Pharisäern gefragt wurde:
Wann kommt
das Reich Gottes?, antwortete er ihnen
und sprach:
Das Reich Gottes kommt nicht so, daß man's beobachten kann;
21
man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es! Oder: Da ist es!
Denn
siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.
22 Er sprach
aber zu den Jüngern:
Es wird die Zeit kommen, in
der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und
werdet ihn nicht sehen.
23 Und sie werden zu euch sagen:
Siehe, da! Oder: Siehe, hier!
Geht nicht hin und lauft ihnen
nicht nach!
24 Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von
einem Ende des Himmels bis zum andern, so wird der Menschensohn an
seinem Tage sein.
Selig darf man die Menschen
nennen, die Gottes Wort nicht nur einfach hören, sondern sich
bemühen, sich in ihrem Leben daran zu orientieren.
Halleluja.
Kantorei: Halleluja Prädikantin + Gemeinde: Wir antworten auf Gottes
Wort mit dem Bekenntnis unseres Glaubens.
Wir leihen
uns dazu die Worte eines Bekenntnisses aus Südamerika.
Sie
finden es auf der Innenseite des Liedblattes.
Ich
werde nicht glauben
an das Recht des Stärkeren,
an
die Sprache der Waffen,
an die Macht der Mächtigen.
Aber
ich will glauben,
an das Recht der Menschen,
an die
offene Hand,
an die Macht der Gewaltlosigkeit
.
Ich
werde nicht glauben,
dass ich nichts zu tun habe mit dem,
was
woanders geschieht.
Aber ich will glauben,
dass
die ganze Welt mein Haus ist
und das Feld, das ich bestelle,
dass
alle ernten, was alle gesät haben.
Ich
werde nicht glauben,
dass ich Unterdrückung dort
bekämpfen kann,
wenn ich Unrecht hier bestehen lasse.
Aber
ich will glauben,
dass das Recht ungeteilt ist hier und dort,
dass
ich nicht frei bin,
solange noch ein einziger Mensch Sklave
ist.
Ich werde nicht glauben,
dass
Krieg und Hunger unvermeidlich
und die Ferne unerreichbar.
Aber
ich will glauben
an die kleine Tat,
an die scheinbar
machtlose Liebe,
an den Frieden auf Erden.
Ich
werde nicht glauben,
dass alle Mühe umsonst ist,
dass
der Traum der Menschheit
ein Traum bleibt,
dass der
Tod das Ende sein wird.
Aber ich wage zu glauben,
immer
und trotz allem,
an den neuen Menschen.
Ich
wage zu glauben
an Gottes eigenen Traum,
an eine neue
Erde,
auf der Gerechtigkeit herrscht,
unter einem
neuen Himmel.
Kantorei: Verleih uns
Frieden gnädiglichPrädikantin
:Predigt Vor 70 Jahren sind in ganz
Deutschland schreckliche Dinge geschehen.
Hier in Fr.-Crumbach
fand die Übergriffe auf jüdische
Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Nacht des 10.
November 1938 statt.
SA-Männer aus Crumbach
und Wersau zerschlugen mit Äxten Türen und
Möbel, rissen die Telefone aus den Wänden, schlugen
die Fenster ein, zerschlugen Gläser mit eingemachtem Obst und
das Geschirr,
schlitzten die Federbetten auf und rissen die
Gardinen von den Fenstern.
Wilhelm Weber erhob gegen
die Verwüstungen bei seinem Nachbarn Max Oppenheimer
Einspruch.
Daraufhin bedrohten die SA-Männer ihn
mit den Worten, wenn er nicht
augenblicklich den Weg frei
mache, würden sie ihn mit der Mistgabel erstechen.
Ruth
David geb. Oppenheimer, die Tochter des Zigarrenfabrikanten Moritz
Oppenheimer, war damals 9 Jahre alt. Sie schildert in ihrem Buch
„Ein Kind unserer Zeit" ihre Erlebnisse in dieser Nacht.
Ein
donnerndes Klopfen gegen unsere Haustür ließ mich
aufwachen. Offensichtlich wurde sie nicht schnell genug
geöffnet, denn ich konnte die Schläge einer Axt und
das Splittern von Holz hören. Dann hörte ich Rufen
und Schreie....
Dann kam meine Schwester Hannah in mein
Zimmer. Sie schaltete das Licht ein, aber plötzlich war alles
dunkel, man hatte ohne Zweifel die elektrischen Anlagen
zerstört.
Wir hatten panische Angst. Die Stimmen im
Erdgeschoß verhießen nichts Gutes. Nur Wut. Wir
wagten uns nicht hinunter und stürzten in Onkel Gustavs
Schlafzimmer. Der arme behinderte Mann bemühte sich
aufzustehen, um nachsehen zu können, was da vor sich ging.
Wir
lebten jetzt alle in dem alten Oppenheimcr-Haus, einem Anbau der
Fabrik. An seiner Rückseite führte eine Treppe
hinunter in den Innenhof. Hannah und ich flüchteten
über diese Treppe, weg von dem Tumult, barfuß und in
Nachthemden.
Es war eine kalte Nacht. Im Hof stand Vaters
Auto. Was konnten wir tun? Wir sprangen hinein und versteckten uns
zusammengekauert hinten im Autos.
Dann hörten wir von
der Hofseite des Hauses her das Geräusch von splitternden
Fensterscheiben. Jemand versuchte, das Haus von außen
anzugreifen.
Etwas Unerwartetes geschah. Ein uns unbekannter
Mann kam zum Auto. Er sprach uns nicht direkt an, tröstete uns
nicht, aber er stand vor dem Auto und sagte, er würde schon
mit jedem fertig werden, der uns etwas antun wollte.
Wie lange
wir dort gekauert haben, kann ich heute nicht mehr sagen, aber damals
erschienen uns die Stunden endlos, in denen wir vor Kälte und
Angst zitterten.
Heute weiß ich, daß ich
dort, im Alter von neun Jahren, die größte Angst
meines Lebens auszustehen hatte.
Ich bin über die
Jahre in verschiedenen gefährlichen Situationen gewesen, aber
nichts reicht an den blanken Terror dieser Nacht heran.
Wir
hatten keine Ahnung, was in unserem Haus geschehen war, ob wir jemals
dorthin zurückkommen würden oder was mit uns
geschehen würde, wenn wir doch hineingingen. Wer
würde dort sein? Und in welcher Verfassung?
Kantorei:
Aus tiefer Not schrei ich zu dirLiebe Gemeinde!
Diese
schrecklichen Ereignisse, sie sind lange vorbei – zum
Glück.
Auch was unsere Eltern und
Großeltern direkt erlebt haben
an Angst,
Bedrohung, Entbehrung,
Leid durch Flucht, Vertreibung und
Heimatverlust,
Verlust von lieben Menschen durch Krieg und
Gewalt
liegt zum Glück lange zurück.
W
i r sind bewahrt vor solch großem Unheil. Gott sei Dank!
Wir
rufen uns an diesem besonderen Tag in Erinnerung
wozu Mensche
fähig sind,
ganz normale Menschen.
Wir
brauchen diese Erinnerung als Mahnung,
als Warnung auch, damit
es nie wieder so weit kommen darf.
Eigentlich wollen
Menschen in Frieden miteinander auskommen.
Friedvolles
Miteinander ist ein Grundbedürfnis.
Menschen wollen
geachtet sein
und anerkannt in ihren je eigenen Besonderheiten.
Sie
brauchen ein Daseinsrecht, welches ihnen ein Leben ohne Angst
ermöglicht.
Die Bibel nennt das Schalom, Reich Gottes.
Die
Heilige Schrift des Volkes Israel, die Tora, zielt auf eine Welt wie
sie sein soll. Sie fordert Gerechtigkeit für alle und
Solidarität – und grundlegende Menschenrechte
für alle Menschen.
Gottes Recht als Weisung zum Leben.
Zu
allen Zeiten haben Propheten die Sehnsucht nach heilem Leben in Worte
gefasst und an Gottes Verheißung eines friedvollen Lebens
erinnert.
Diese Verheißung stand oft in krassem
Gegensatz zur erlebten Realität.
Immer steht sie
zwischen einem „noch nicht“, welches ersehnt und
erstrebt wird und einem „schon jetzt“.
Sie
rechnet mit der Kraft Gottes.
Im Vertrauen auf diese
Kraft, die glaubend und betend ins Leben gezogen wird, wird etwas
bewegt.
Menschen verändern sich.
So
wie Jesus sagt: siehe, das Reich Gottes i s t mitten unter euch.
Jetzt
schon ist es in Ansätzen vorhanden.
Es zeigt sich im
Umgang miteinander.
Es zeigt sich in liebevoller Zuwendung, in
versöhnenden Gesten, in Überwindung von Trennung, in
Beistand in Nöten, im Mittragen von Belastungen,
in
Solidarität und im Aufstehen für Gerechtigkeit,
im
Einstehen für die Schwachen und Benachteiligten –
ganz im Sinne von Jesus, so wie er es gelebt hat.
Es zeigt
sich auch in Selbstachtung und Selbstannahme.
Diese
Zeichen des Reiches Gottes sind nicht so offensichtlich, dass sie jedem
auffallen.
Es sind oft gar kleine Zeichen wie ein
Lächeln,
ein freundliches Wort, ein offenes Ohr,
Dasein,
ein wenig Zeit füreinander,
ein
Zuspruch, der mir zutraut, dass ich verantwortlich zu handeln vermag.
All
das gibt es, das gibt es in jedem Leben – und wer es
erfährt, der erfährt Befriedung.
Und
mit dieser Friedenserfahrung im Inneren kann ich anderen anders,
nämlich entspannt und friedlich begegnen.
Es kommt
auf den Blick an.
Mit welchem Blick sehe ich den anderen?
Mit
welchen Erwartungen begegne ich ihm oder ihr?
Bin ich in
gespannter Angst, dann werde ich die Reaktionen des anderen
entsprechend deuten und meine Angst bestätigen. Der Blick
für eine positive Deutung ist mir versperrt.
Kann
ich dagegen gelassen schauen, wird sich diese Gelassenheit vermitteln
und die Spannung in der Begegnung mindern.
Es gibt
Situationen, da fällt das durchaus nicht leicht, da muss ich
mich regelrecht überwinden und ganz bewusst gegen meine
Neigungen angehen, auf eine Herausforderung nicht mit Abweisung oder
Aggression zu reagieren,
oder mit Rückzug und eisigem
Schweigen.
Es ist schwer, dem, der mich verletzt hat
oder mir Unrecht getan hat, zu verzeihen und einen neuen Anfang in der
Beziehung zu ermöglichen.
Es ist ebenso schwer, um
Verzeihung zu bitten, wo ich selbst schuldig geworden bin.
Gewohnte
Reaktionsweisen zu ändern und Verhaltensmuster zu
durchbrechen, die im Anklagen und im Verurteilen verharren, in der
Ablehnung und Abgrenzung, das ist schwer.
Das ist
ein Wagnis, welches mich verunsichert, welches mir auch Angst macht.
Ich
habe Angst, als schwach angesehen zu werden, wenn ich mich nicht
behaupte.
Denn Behaupten und Kämpfen,
dieses
Streben, gut dazustehen in der Kokurrenz um einen guten Platz
das
lernen wir schon als ganz kleine Kinder.
Und im sozialen Klima
unserer Zeit ist es gewiss nicht einfach, da nicht mitzumachen,
n
i c h t mitzutun, wenn andere fertig gemacht werden,
nur
damit ich selbst etwas besser dastehen kann.
Wenn ich mich dem
verweigere, riskiere ich, anders zu sein - anders und allein.
Das
schaffe ich nicht allein aus mir heraus,
nicht aus eigener
Kraft allein
und nur mit dem Entschluss meines Willens ist
es nicht getan.
Und ich schaffe das durchaus nicht immer.
Deswegen
ist es wichtig, dass es Zeiten gibt, sich ganz bewusst darauf zu
besinnen, darum zu beten und auch gemeinsam zu lernen und das zu
üben.
Frieden kann gelernt werden.
Weltweit
gibt es unzählige Versuche, jeweils in kleinen Schritten
anzufangen, sich nicht abzufinden mit der Einteilung von Menschen in
„wir“ und „die“.
Es
sind Versuche, die von Menschen gemachten und manchmal nur gedachten
Trennungen zu überwinden,
Hände zu
reichen, den ersten Schritt auf den anderen zu zu wagen, ihm gute
Absichten zutrauen, Frieden zu riskieren, damit neue Erfahrungen
möglich werden.
Ich nenne hier nur die
bewährten Streitschlichter-Programme, die an Schulen
durchgeführt werden, auch an den Schulen in unserem Umfeld.
Kinder
lernen andere und zwar gewaltfreie Methoden, mit Konflikten umzugehen.
Denn
Konflikte gibt es im Zusammenleben,
die Bedürfnisse
der Menschen sind verschieden und stehen sich oft entgegen.
Statt
sich zu bekämpfen gibt es Wege, nach Lösungen zu
suchen, bei denen keiner verliert.
Es sind kleine Schritte,
die jedoch Wirkung zeigen.
Das lässt hoffen.
Und
das ist nicht nur im Kleinen möglich, das gilt auch
für die großen Konflikte zwischen Völkern.
Es
gilt, an der Hoffnung festzuhalten und die Sehnsucht und die
Träume von einer besseren Welt nicht aufzugeben,
auch
wenn Rückschläge zu verkraften sind und wenn alles
dagegen spricht.
Wir haben ja Beispiele erlebt, dass
es möglich ist - in der jüngeren Geschichte unseres
Landes.
Was vorher nur als Traum, als Utopie erschien
– am 9.11.1989 wurde es auf einmal Realität, die
trennenden Grenzen sind heute schon Vergangenheit.
Und keiner
der Jüngeren kann heute noch verstehen, dass unsere Vorfahren
die Menschen aus Frankreich noch als Erbfeinde sahen.
Auch die
ehemals feindlichen Nachbarn im Osten werden heute als Partner
angesehen.
Und so halten wir an der Hoffnung fest,
dass es auch in den vielen Krisen- und Kriegsgebieten der Erde einmal
anders werden kann.
Deswegen gibt es Friedensgebete,
Friedengottesdienste und auch die Friedensdekade.
Damit
Menschen sich bewusst machen, wo Frieden nötig ist und sich
gegenseitig stärken und Mut machen,
damit sie
spüren, dass sie nicht allein auf dem Weg sind,
und
damit sie gemeinsam um die Kraft Gottes bitten,
ohne die
alles Bemühen umsonst ist.
Lassen sie uns
gemeinsam das Lied singen, welches Sie auf der Rückseite Ihres
Liedblattes finden.
Gemeinde:
Lied Wir beten für den Frieden(Melodie:
„Die Nacht ist vorgedrungen" EG 16,
Text nach P.
Spangenberg)
Wir beten für den Frieden, wir
beten für die Welt,
wir beten für die
Müden, die keine Hoffnung hält.
Wir beten
für die Leisen, für die kein Wort sich regt,
die
Wahrheit wird erweisen, dass Gottes Hand sie
trägt.
Wir
hoffen für das Leben, wir hoffen für die Zeit,
für
die, die nicht erleben, dass Menschlichkeit befreit.
Wir
hoffen für die Zarten, für die mit dünner
Haut,
dass sie mit uns erwarten, wie Gott sie unterbaut.
Wir
singen für die Liebe, wir singen für den Mut,
damit
auch wir uns üben und unsere Hand auch tut,
was das
Gewissen spiegelt, was der Verstand uns
sagt,
dass
unser Wort besiegelt, was unser Herr gewagt.
Nun
nimm, Herr, unser Singen in deine gute Hut
Und füge,
was wir bringen, zu Hoffnung und zu Mut.
Wir beten
für Vertrauen, wir hoffen für den Sinn.
Hilf
uns, die Welt zu bauen, zu deinem Reiche hin.
Prädikantin: Fürbitten:Gott,
Menschen haben eine Sehnsucht nach Frieden.
Halte sie wach und
sei mit deinem Geist bei allen,
die Wege zum Frieden suchen.
Stärke
sie mit deiner Kraft
und wo menschliche Möglichkeiten
enden, da wirke du.
Wecke in uns Ideen und Kräfte
zu
friedvollen Schritten auf andere zu.
Belebe die
zahlreichen Aktivitäten der Friedensarbeiterinnen und
Friedensarbeiter - hier bei uns und weltweit,
angefangen von
Aktionen wie „Ferien vom Krieg“ bis zu
Streitschlichterprogrammen in den Schulen.
Gib deinen Segen zu
all unserem Tun auf der Suche nach Wegen aus der Gewalt
zwischen
den Völkern,
in der Arbeits- und Wirtschaftswelt,
in
den Schulen, in den Familien.
Sei du bei allen, die
unter Gewalt, Unrecht und Unfrieden leiden,
die verfolgt
werden und die keine Lebensperspektive sehen.
Eröffne
neue Wege und gib Hoffnung auf eine gute Zukunft für alle.
Gott,
heiliger Geist, du begleitest uns und deine Kirche auf unseren Wegen.
Immer
neu willst du das (Energie-)Feuer des Glaubens anfachen.
Du
ermutigst uns auch neue Wege zu beschreiten, damit wir deiner frohen
Botschaft und uns treu bleiben.
Wir bitten dich, begleite
auch die Versammlung der Synodalinnen und Synodalen auf der
Dekanatssynode am kommenden Freitag.
Segne ihre Beratungen
und Beschlüsse, die neue Wege eröffnen. Lass deine
einigende Kraft wirken.
Unsere ganz
persönlichen Anliegen bringen wir in dere Stille zu dir.
Gemeinsam
beten wir weiter wie Jesus es uns gelehrt hat.
Prädikantin + Gemeinde: Vater unser im Himmel,
geheiligt
werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille
geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser
tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere
Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und
führe uns nicht in Versuchung,
sondern
erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das
Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Kantorei: Da wohnt ein Sehnen tief in uns
Abkündigungen
Prädikantin: Wir bitten um
Gottes Begleitung und Segen für die kommende Zeit.
Gott
allen Lebens und aller Verheißung
segne uns und
behüte uns;
begleite uns mit deiner Liebe,
die
uns trägt und fordert;
lass dein Angesicht leuchten
über uns
und sei uns gnädig,
denn
deine Güte schafft neues Leben;
wende dein Angesicht
zu uns
und schenke uns Heil;
sei mit uns auf unseren
Wegen
und schenke uns Frieden.
Amen.
Orgelnachspiel