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Evangelische Kirchengemeinde Fränkisch-Crumbach

Wegkirche - eine Anregung aus Finnland

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Der Gottesdienst am 27.Februar 2005 wurde von Pfarrer Jung und Frau Terttu Etelämäki aus Finnland gestaltet. Frau Terttu  Etelämäki erkäuterte in ihrer Predigt und dem anschließenden Gespräch das Konzept der "offenen Kirche" in Finnland.

Terttu Etelämäki arbeitet für das Kirchenamt der Ev. Lutherischen Kirche Finnlands und ist zuständig für die Organisation der Aktion "Weg-Kirche", an welcher sich über 80 % aller Kirchengemeinden beteiligen.
In den Sommermonaten (Juni bis September) sind die Kirchen der beteiligten Gemeinden täglich mindestens 8 bis 10 Stunden geöffnet. Schilder mit einem landesweit einheitlichen Symbol weisen an den Ortsrändern und innerorts darauf hin. Besucher werden während der Öffnungszeiten von Schülern, Studenten oder anderen Personen (bezahlt oder ehrenamtlich) begrüßt und können, wenn sie es wollen, etwas über die Kirche und die Gemeinde erfahren.
Eine Studiengruppe aus dem Bereich der EKHN weilte vor zwei Jahren in Finnland, um das Projekt Weg-Kirche näher kennenzulernen. Diese Studienreise wurde auf finnischer Seite von Terttu Etelämäki hervorragend organisiert und die Teilnehmenden überaus freundlich betreut. Sie wird nun auf Einladung des Zentrums Bildung im Rahmen einer Fachtagung am 25. Februar 2005 über das Weg-Kirchen-Projekt berichten und ist darüber bereit, mit interessierten Menschen ins Gespräch zu kommen.


Frau Terttu  Etelämäki und Erich Krichbaum beim Betreten der Kirche.

Letzte Absprachen zwischen Pfarrer Jung, Frau  Etelämäki und dem Moderator Erich Krichbaum in der Sakristei.

Frau Terttu  Etelämäki bei ihrer Predigt.

Da Frau  Etelämäki mit den akustischen Bedingungen der Kirche nicht vertraut war, sprach sie sehr leise.
Dennoch waren die Konfirmandinnen und Konfirmanden mustergültig leise und aufmerksam!
Wer den Text noch einmal nachlesen möchte, findet die Predigt im Anschluss an den Bildbericht oder als RTF-Datei zum herunterladen.

Pfarrer Jung lud  zum weiteren Gespräch nach dem Gottesdienst ein.

Schnell entwickelte sich ein reger Gedankenaustausch.

Da diese Gespräche nach dem Gottesdienst unter dem Titel "Kirchen-Kaffee"  stehen, war natürlich auch für Kaffee, Tee und Gebäck gesorgt.

In zwangloser Runde wurde das Konzept der offenen Kirche diskutiert...

... und Anregungen für die nächste Kirchenvorstandssitzung gegeben.

Herzlichen Dank an
Frau Terttu  Etelämäki für diese Informationen und Anregungen.
Liebe Gemeinde
Es freut mich sehr heute mit Ihnen den Gottesdienst zu feiern. Schön ist es, dass wir zum Thema das Glück haben. Es bedeutet sicherlich kein Glück im Lottospiel oder im Liebesleben. Es müsste irgendwas Tieferes sein.
Das Gottes Wort heute ist von einem Brief. Apostel Paulus schreibt zur Gemeinde nach Korinth. Er kennt die Hafenstadt Korinth sehr gut, weil er da in den Jahren 50-51 lebte. Er gründete auch diese christliche Gemeinde. Die Leute lebten aber nicht in bestem Einverständnis. Einer dachte, dass er oder sie mehr begabt als die andere wäre. Vom ersten Korintherbrief erinnern wir, wie Paulus der Gemeinde über die wichtigsten Sachen des Lebens schrieb:
Auch wenn alles einmal aufhört — Glaube, Hoffnung und Liebe nicht.
Diese drei werden immer bleiben; doch am höchsten steht die Liebe.
Heute, im zweiten Brief erzählt Paulus von seinen eigenen Schwierigkeiten. Wir wissen gar nicht, ob er irgendeine Krankheit hatte. Jedenfalls war er eine heftige, streitbare Persönlichkeit. Vor seiner Bekehrung wollte er die Gemeinde des Herrn sogar vernichten.
Doch hat er für uns auch eine gute Nachricht. Lass uns hören (noch mal), wie Paulus schreibt:
2. Korinther 4, 6-10
Gott hat einst gesagt: "Aus der Dunkelheit soll Licht aufleuchten!"
So hat er jetzt sein Licht in meinem Herzen aufleuchten lassen, damit die Menschen die göttliche Herrlichkeit erkennen, die Jesus Christus ausstrahlt.
Ich bin nur ein zerbrechliches Gefäß für einen so kostbaren Inhalt.
Denn man soll ganz deutlich sehen, dass die übermenschliche Kraft von Gott kommt und nicht von mir.
Obwohl ich von allen Seiten bedrängt bin, werde ich nicht erdrückt. Obwohl ich oft nicht mehr weiter weiß, verliere ich nicht den Mut. Ich werde verfolgt, aber Gott verlässt mich nicht. Ich werde niedergeworfen, aber ich komme wieder auf. Ich erleide fortwährend das Sterben Jesu an meinem eigenen Leib. Aber das geschieht, damit auch das Leben, zu dem Jesus erweckt wurde, an mir sichtbar werden kann.
Eigentlich brauchte ich nichts mehr zu sagen!               
Lasst uns doch über den Text im Licht der Wegkirchen nachdenken
l) Es geht um Licht.
Lass, bitte, das Licht an und die Tür offen, sagen die Kinder manchmal nach der Gute Nacht Geschichte und dem Abendgebet.
Paulus verbindet seine Worte zu dem alten Bibelwort, das den Leuten bekannt war.
Gott hat einst gesagt: "Aus der Dunkelheit soll Licht aufleuchten!" Nun spricht er aber über sein eigenes Herz. "Aus der Dunkelheit soll Licht aufleuchten!"
Nach Johannesevangelium sprach Jesus zu den Leuten: "Ich bin das Licht der Welt.
Wer mir folgt, hat das Licht, das zum Leben führt, und wird nicht mehr im Dunkeln tappen."
Noch ein wichtiges Wort über das Licht: Ihr seid das Licht, sagte Jesus.
Das meint auch Paulus: So hat Gott jetzt sein Licht in meinem Herzen aufleuchten lassen...
Lass, bitte, das Licht an. Oder wir können auch beten: Lass uns das Licht wahrnehmen.
2) In der Wegkirchenarbeit gibt es einige wichtige Punkte.
Wenn die Menschen unterwegs sind und eine verschiedene Pause in der Stille machen möchten, sollen sie zuerst den Weg zur Kirche finden. Manchmal sind die Leute ganz unsicher, ob sie überhaupt in die Kirche kommen dürfen. — Wenn die Tür zu ist, stärkt das die negative Einstellung. Es war nicht für mich.
Also: Lass, bitte, das Licht an und die Tür offen.
Wenn wir in die Kirche hinein kommen, bleiben wir oft spontan eine Weile stehen. Im Raum lädt meistens irgendetwas uns näher ein. Wir wollen und können einfach nur gucken, vielleicht berühren oder zuhören. Viele zünden Kerzen an, beten - manchmal ohne Worte - oder sitzen in Ruhe. So ein Besuch tut schon gut.
Eine Begegnung bietet noch mehr an. Es gibt hoffentlich in der Wegkirche oder offenen Kirche einen Menschen. Er oder sie ist ein Mitmensch, freiwillig oder bezahlte Mitarbeiter oder Mitarbeiterin. In Finnland nennen wir diesen Menschen Guide. Der Guide darf nie zwischen den Besucher und Gott vortreten. Die beiden sind zusammen vor Gott, sowie wir alle zusammen jetzt in diesem Gottesdienst.
Was auch immer wir in der Kirche suchen oder zu unserem Leben brauchen, es ist wichtig sich zum Licht zu orientieren. Der Raum ermöglicht Beziehungen zu sich selbst, zur Welt, zu Gott. Irgendein Wort, ein Bild, ein Gesang, ein Gebet — kann ein Schlüssel werden und wir können ein neues Stück zu unserem Lebenspuzzle finden.
Es kann genau so dem Besucher oder dem Guide passieren.
Das Wort Paulus wird wirklich:
So hat Gott jetzt sein Licht in unserem Herzen aufleuchten lassen, damit die Menschen die göttliche Herrlichkeit erkennen, die Jesus Christus ausstrahlt.
Wir sind im Leben die ganze Zeit unterwegs. Wir müssen nicht nur am Sonntag in die Kirche, wir können auch - wenn die Tür offen ist - im Alltag der Seele Raum geben. Im Gebet dürfen wir in die Herrlichkeit der Ausstrahlung Jesu schauen, suchen, spüren.
Lass uns heute und in der neuen Woche unseren Seelen Raum geben. Lass uns beten, dass Gottes Licht in uns leuchtet. Lass uns nachdenken, wie und wo - wir die göttliche Herrlichkeit erkennen.
Sowie Paulus sind wir - und sogar auch die Kirchengebäude - zerbrechliche Gefäße
für einen so kostbaren Inhalt. Aber wir dürfen unsere Herzen öffnen und das Licht aufleuchten lassen.
Wir dürfen hoffen, dass in unserer Nähe für den Alltag - sowie in den Kirchen – die Seelen der Mitmenschen durchatmen und Kraft schöpfen können.
Im Leben sind wir glücklich unterwegs, wenn wir in Ruhe und im Gebet wandern.
Es steht in der Bibel, Psalm 84, 6:
Wie glücklich sind alle, die bei dir ihre Stärke finden und denen nichts so sehr am Herzen liegt,
wie zu deinem Heiligtum zu ziehen!       
- Amen.
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